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Der Wasserturm ist das Wahrzeichen Mannheims. Erbaut wurde er 1889 (Beginn der Bauarbeiten war der 8.April 1886) nach den Plänen von Gustav Halmhuber. Der Turm ist 60 m hoch, hat einen Durchmesser von 19 m und diente bis zum Jahr 2000 der Trinkwasserversorgung als Reserve-Hochbehälter.
Da Mannheim in der Rheinebene liegt, ist das Grundwasser nicht sehr tief unter der Erdoberfläche und daher oft von minderer Qualität. Deshalb schlug schon während der Regierungszeit des Kurfürsten Carl Ludwig der Handelsmann Helferich Geil vor, "Bergwasser von Rohrbach" (heute ein Stadtteil von Heidelberg) nach Mannheim zu leiten.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde der Wasserbedarf des kurfürstlichen Hofs durch den Oberen und den Unteren Fürstenbrunnen am Heidelberger Schloss gedeckt. Der kurpfälzische Baudirektor Johann Andreas von Traitteur schreibt im Jahr 1798 über diese Wassertransporte:
:"Wegen Mangel eines gesunden, guten Brunnenwassers wurde, so lang die Hofhaltung in Mannheim war, täglich das nöthige Wasser für dieselbe aus dem Gebirg beigeführt. Bekanntlich mußte die Hofkammer einen besonderen dazu eingerichteten Wasserwagen halten, welcher täglich nach Heidelberg fuhr, und das Wasser aus dem Fürstenbrunnen oben im Schloßhof ablangte."
Zitiert nach Hans Weckesser: "Geliebter Wasserturm"
Im Jahr 1758 wurde der naturwissenschaftlich ausgebildete Jesuit Christian Mayer nach Frankreich geschickt, um dort alle Wasserleitungen in Augenschein zu nehmen. Pater Mayer schrieb nach seiner Rückkehr viel von Hydraulik, aber eine Wasserleitung wurde nicht gebaut.
Im Jahr 1770 schlug der Mannheimer Küfermeister Mannsperger vor, Wasser von Rohrbach in einem Weinschlauch nach Mannheim zu leiten. Sein Vorschlag wurde aber von einer Kommission des Stadtrats abgeschmettert.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Einwohnerzahl Mannheims rasch, was zur Folge hatte, dass die Versorgung aus dem Käfertaler Wasserwerk bald nicht mehr ausreichte. Die Stadt brauchte daher einen eigenen Wasserturm. Der ausgewählte Standort war ideal, da von hier aus nur kurze Leitungswege zu den Haushalten in der Innenstadt, zur Schwetzinger Vorstadt, zum Lindenhof und zu der damals gerade entstehenden Oststadt nötig waren.
Der US-amerikanische Physiker Benjamin Thompson aus Massachusetts veranlasste den kurpfälzischen Major und Administrationsrat Johann Andreas von Traitteur mit der Wasserversorgungsfrage und mit dem Eingreifen von Traitteur wurde der Wendepunkt in der endlosen Diskussion erreicht. Traitteur untersuchte die Wasserläufe oberhalb Rohrbachs und Wasseradern jenseits des Neckars. Da er sehr sehr gewissenhaft vorging, brauchte er dazu sieben Jahre Zeit und erschöpfte damit die Geduld seiner Auftraggeber. Am 20. Juni 1790 reichte Traitteur dann endlich seine Denkschrift ein. In dieser Denkschrift versprach er, innerhalb von zwei Jahren aus dem Gebirge bei Rohrbach genügend Wasser zum Trinken und zum häuslichen Gebrauch in Menge nach Mannheim zu leiten, um damit zwölf Springbrunnen, verschiedene öffentliche Rohrbrunnen, das Mannheimer Schloss 1 und viele Privatgebäude zu versorgen. Außerdem verpflichtete sich Traitteur dazu, die Wasserleitung auf eigene Kosten zu bauen. Da Traitteur unbestimmt formulierte Privilegien gefordert hatte, trat eine Kommission zusammen, die sich mit diesen Bestimmungen abgab und machte ihm Auflagen, die Traitteur nötigten, seine Pläne zu ändern. Im zweiten Vertragsabschluss vom 1. März 1791 verpflichtete sich der Ingenieur, die Wasserleitung bis Ende des Jahres 1792 zu vollenden, denn dann sollte das goldene Regierungsjubiläum Carl Theodors gefeiert werden.
Traitteur sah sich schließlich durch Geldmangel gezwungen, die Arbeiten einzustellen und schaffte es nicht, die Bedingungen eines dritten Vertrags einzuhalten, obwohl er neue Arbeiter eingestellt, einen Steinbruch eingerichtet und zwei Ziegeleien errichtet hatte. Die Belagerung Mannheims machte allen Bemühungen ein Ende. Die Franzosen benutzten die Holzdeicheln als Brennholz, die Österreicher schütteten den Leitungskanal aus militärischen Gründen zu. Im Jahr 1797 konstatierte die Hofkammer, dass es ein Ding der Unmöglichkeit sei, die Arbeiten an der Wasserleitung fortzusetzen. So kam zwischen Traitteur und der Kammer ein Vergleich zustande, wodurch alle früheren Verträge aufgehoben und für Traitteur eine Entschädigung festgesetzt wurde. Sie wurde ihm aber erst nach langen Prozessen in Staatsobligationen ausgezahlt.
Im Dezember des Jahres 1884 erstattete Ingenieur Oskar Smreker dem Mannheimer Stadtrat einen Bericht, in dem er feststellte, dass der Grundwasserstrom im Käfertaler Wald genügend gutes Trink- und Brauchwassers liefern könne. Den täglichen Wasserverbrauch setzte er dabei auf 100 Liter pro Person an. Der Hochbehälter sollte vor dem Heidelberger Tor aufgestellt werden und dem Ausgleich von Druckschwankungen dienen, denn natürliche Anhöhen gibt es in der Umgebung von Mannheim nicht. Die Kosten der Anlage veranschlagte er auf zwei Millionen Mark, davon 244.000 Mark für das Hochreservoir.
Eine Sachverständigenkommission begutachtete diesen Bericht und kam zu folgendem Urteil:
:"Das in Aussicht genommene und untersuchte Versuchsfeld gewährleistet die dauernde Bezugssicherheit der für die Versorgung der Stadt Mannheim in Aussicht genommenen Wassermenge und verdient, namentlich der Beschaffenheit seines Wassers wegen, den Vorzug vor allen anderen etwa noch in praktischen Betracht kommenden Bezugsorten."
Zitiert aus Weckesser: "Geliebter Wasserturm"
Am 26. November 1884 kam es zu einem Abkommen mit der damals noch selbständigen Gemeinde Käfertal, in dem die Stadt Mannheim ein Gelände von 1,8 Hektar Größe im Käfertaler Gemeindewald kaufte und dafür 64.000 Goldmark zahlten. Käfertal bekam die Aufstellung von drei Hydranten zugesagt und beide Seiten verpflichten sich,
:"...im Bereich der Wasserleitungsanlage niemals selbst weder eine Fabrik noch eine sonstige das Wasserwerk schädigende Anlage zu errichten oder dortiges Gelände zu gleichem Zwecke an Dritte zu verkaufen oder zu verpachten."
Zitiert aus Weckesser: "Geliebter Wasserturm"
Im Oktober 1885 wurde ein Wettbewerb zum Bau eines Wasserturms in Mannheim überregional ausgeschrieben. In der Ausschreibung hieß es:
:"Der Bau soll in seinem Außeren eine architektonisch einfach, aber würdige, und seiner Bestimmung entsprechende Durchbildung erhalten. In dieser Richtung sei bemerkt, daß die in Aussicht genommene Baustelle sich in einer derbesten Baulagen der Stadt befindet und von modernen Häusern mit theilweise reicher Architektur umrahmt ist."
Gefordert war also ein Wasserturm, dessen Zweckbestimmung nicht unmittelbar architektonisch ausgedrückt werden sollte. Das Preisgericht hatte die Entwürfe von 74 Architekten zu beurteilen. Die meisten Einsender begnügten sich mit dekorierten Eisenkonstruktionen, die sich stark von dem Siegerentwurf unterschieden.
Den 1. Preis, der mit tausend Mark dotiert war, wurde dem Entwurf zuerkannt, der unter dem lateinischen Motto "ars longa, vita brevis" (Vita brevis, ars longa. Deutsch: "Die Kunst ist lang, das Leben ist kurz.") eingereicht worden war und von dem gerade mal 23 Jahre alten Stuttgarter Architekten und Maler Gustav Halmhuber stammte.
Der 2. Preis in Höhe von 600 Mark wurde den Hannoveraner Architekten Hecht und Siepmann für ihren Entwurf mit dem lateinischen Motto "medium tenere beati" (deutsch: "Die Mitte wahren, das ist das Glück.") zuerkannt.
Halmhubers Entwurf zeigte einen monumentalen Rundturm, dessen Fassade mit gelbem Sandstein verkleidet werden sollte und damit auf historische Vorbilder aus der römischen Antike zurückgriff. Dieser Turm ist in vier Geschosse gegliedert, hat zwei Freitreppen, einen Umgang und zwei Eingänge. Der Sockel selbst steht auf sieben Meter tiefen betonierten Fundamenten.
Der endgültige Beschluß fiel am 25. Februar 1886. Gustav Halmhuber erhielt folgendes Telegramm:
:"Der Stadtrat hat in heutiger Sitzung beschlossen, das von Ihnen in Konkurrenzausschreiben gelieferte Wasserturmprojekt mit einzelnen, vom Preisgericht angedeuteten bzw. von der Bauleitung und der technischen Wasserleitungskommission festzusetzenden Modalitäten zur Ausführung zu bringen und Ihnen die weitere Ausarbeitung des Projekts und der Detailpläne zu übertragen."
Zitate nach Weckesser: "Geliebter Wasserturm"
Der Ingenieur Oskar Smreker warnte vor den Kosten, die auf die Stadt zukämen und führte eine Auseinandersetzung mit Oberbürgermeister Eduard Moll, bei der man sich gegenseitig die Schuld an der Verzögerung des Baus zuschob. Smreker musste sich vorhalten lassen, dass er eigenmächtig an Alternativplänen gearbeitet habe.
Am 1. Juli 1886 war der erste Spatenstich zum Bau des Wasserwerks. Für das Projekt war ein Kredit von 1,975 Millionen Mark bewilligt. Die Kosten stiegen aber im Verlauf der drei Jahre dauernden Bauphase auf 2.374.288 Mark an. Der größte Posten war die Kostensteigerung beim Bau des Wasserturms. Mit den Bauarbeiten wurde die Baufirma "Joseph Hoffmann u. Söhne, Baugeschäft in Ludwigshafen a. Rh." beauftragt, die auch in Mannheim eine Niederlassung hatte. Sie musste dafür eine Kaution in Höhe von 20.000 Mark hinterlegen.
Als die Baufirma anscheinend übersah, ihre Kaution zu verlängern sandte die Stadtverwaltung einen Brief an die Herren Joseph Hoffmann u. Söhne, wonach "der von Ihnen unterm 31. März 1887 als Caution für die Ausführung des Wasserthurms hinterlegte Sichtwechsel über M 20 000, wie Ihnen bekannt, nur Gültigkeit bis zum 16. März 1. J. hat. Wir ersuchen Sie daher, gefg. Sorge tragen zu wollen, daß fraglicher Wechsel nochmals, seitens der Rhein.(ischen) Creditbank prolongiert wird, andernfalls wir bis spätestens den 15. d. M. der Übergabe einer anderen Caution entgegensehen."
Am 8. Mai 1889 forderte die Bauleitung die Firma "Joseph Hoffmann u. Söhne" ultimativ auf, bis zum 10. Mai alle noch anfallenden Arbeiten zu erledigen. Da die Firma dieser Aufforderung nicht Folge leistete, musste sie nun die Folgen tragen. Denn nun stellte die Bauleitung "eine entsprechende Anzahl Bildhauer gegen ein Tagegeld von M 5,50 auf Ihre Kosten" ein.
Zitate nach Weckesser: "Geliebter Wasserturm"
Der Stadtrat forderte bei Beginn der Baurbeiten den Architekten Gustav Halmhuber, der inzwischen in Berlin am Reichstagsgebäude arbeitete und kein Interesse mehr am Mannheimer Wasserturm mehr zu haben schien, auf, nach Mannheim zuz kommen. Halmhuber aber bat um eine Verschiebung seiner Reise nach Mannheim. Die Aufforderungen werden immer dringlicher, doch Halmhuber antwortet nicht:
:"Wiederholt drängt die Bauleitung unseres Wasserwerks auf beschleunigte Lieferung der noch fehlenden Zeichnungen zum Wasserthurm und ersucht, da Sie auf wiederholtes Schreiben weder in den Besitz von Zeichnungen noch einer Rückäußerung Ihrerseits gelangt sei, die Lieferung dringend in Erinnerung zu bringen."
Fünf Wochen schickt die Stadt Mannheim ein Telegramm mit folgender Aufforderung nach Berlin:
:"Bitte um umgehende Rücksendung des Gipsmodells für Puttenfries mit Ihren Bemerkungen, weil sonst Bau aufgehalten. Ausschrottung der Bossen muß unverzüglich beginnen."
Sehr sorgfältig scheint Halmhuber bei der Versendung des Modells nicht gewesen zu sein, denn die Stadt Mannheim beklagt sich:
"Schließlich ersuchen wir noch, bei der Übersendung dieses anzufertigenden Modells hierher eine bessere Verpackung anzuwenden, da das letzte Modell in ganz zerbrochenem Zustande hierher zurückgelangte."
In einem Brief vom 19. April 1888 wird Halmhuber in aller Schärfe aufgefordert, die Angelegenheit zu Ende zu bringen. Außerdem wird er aufgefordert, endlich persönlich in Mannheim zu erscheinen:
:"Wir ersuchen Sie daher ergebenst, gefällig in thunlich kürzester Zeit hierher zu kommen und so lange hierverbleiben zu wollen, bis sämtliche noch auszuführenden Zeichnungen fertiggestellt sind. Sie können ja am besten ermessen, welche Zeit Ihnen hierzu nothwendig ist und sind wir überzeugt, daß Ihnen die Hierherkunft resp(ektive) Ihre Abwesenheit von Berlin auf die Dauer der hiesigens Arbeiten keineswegs Schwierigkeiten verursachen wird. Ihrer baldigen Hierherkunft gern entgegensehend, bitten wir um gefällige Nachricht, bis zu welchem Tage sie bei uns einzutreffen gedenken."
Aber selbst auf diese dringliche Schreiben antwortete Gustav Halmhuber nicht. Er lässt den gesetzten Termin, den 1. Mai, verstreichen und erhält deshalb am 4. oder 5. Mai vom Gerichtsvollzieher ein Schreiben, in dem ihm bedeutet wird,
:"sofort nach Erhalt der Aufforderung, längstens aber bis zum 10. Mai d(ieses) Jahres sich hier einzufinden, um die noch fehlenden Zeichnungen hier zu fertigen und die übrigen mit dem architektonischen Schmucke zusammenhängenden Fragen ihrer endgültigen Erledigung zuzuführen, widrigenfalls man genöthigt wäre, ihm die Arbeit abzunehmen und deren Fertigung hier vornehmen zu lassen".
Am 5. Mai traf dann eine Sendung aus Berlin ein. Doch Oskar Smreker musste dem Stadtrat mitteilen, "daß weder die Zeichnung für die Terrassen noch für die Seitenthürmchen mit dem ursprünglichen Projecte übereinstimmen".
Am 17. Mai verzeichnet aber ein Stadtratsprotokoll, dass sich Gustav Halmhuber bereits seit zehn Tagen in Mannheim aufhält:
:"Den Bau des Wasserthurmes betr. teilte H. Arch. Halmhuber unterm 17. d. M. mit, daß nunmehr die zeichnerischen Arbeiten zum Wasserthurm fertiggestellt und der Bauleitung übergeben worden seien. Ebenso erläutert derselbe die noch zu fragl.Ausbau nöthigen Arbeiten und beantragt die Anfertigung der bezüglichen Modelle in Berlin. - Beschluß: An die techn. Sub-Commission zum gef. Bericht."
Dass Halmhuber sich tatsächlich in Mannheim gewesen ist, beweist lediglich die Spesenabrechnung, die der Oberbürgermeister nachträglich dem Stadtrat zur Genehmigung vorlegt:
:a.) Hin- und Rückfahrt nach Berlin
:M 84,80
:b.) Diäten für zehn Tage ä M 15,-
:M 150,00
Am 5. Oktober teilt Oskar Smreker dem Stadtrat mit, daß "Architekt Halmhuber sämtliche Zeichnungen für den Wasserthurm geliefert hat". Nun ergeht die Weisung an die Stadtkasse, "Herrn Halmhuber den Rest seines Guthabens mit M 500 und außerdem für Fracht- und Portoauslagen M 50 auszuzahlen".
Am 14. März 1889 ist der Turm soweit vollendet, dass die Gerüste bald abgetragen werden können. Jetzt lädt ihn die Stadt Mannheim zu einer Besichtigung ein, "bei welcher Gelegenheit Sie dann auch bezüglich der Herstellung der Sphingen und der Laternen sich gefälligst äußern wollen. Wir erlauben uns deshalb zu fraglichem Zwecke, Sie freundlichst hier einzuladen mit der Bitte, in Anbetracht des fortgeschrittenen Baus thunlichst bald hier eintreffen zu wollen. Den Tag Ihrer Hierherkunft wollen Sie uns gefälligst mitteilen." Es ist allerdings nicht bekannt, ob Halmhuber noch einmal nach Mannheim gekommen ist.
Alle Zitate nach Weckesser: "Geliebter Wasserturm"
Als am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird die Leuchtfontäne abgeschaltet. Der Wasserturm übersteht den Krieg unbeschadet. Dafür wird er bei der Bombardierung Mannheims im 2. Weltkrieg schwer getroffen.
Die Mannheimerin Mundart-Dichterin Erna Rück schrieb in ihrem Gedicht mit dem Titel "Mei liewes Mannem" ("Mein liebes Mannheim"):
De Wasserturm, die Planke,
Bis in die 1950er Jahre trug er lediglich ein Behelfsdach. Der Wiederaufbau der gesamten Anlage war ein regionaler Kraftakt, da auch mit der noch bestehenden Bausubstanz schonend umgegangen werden musste. Es entstand aber eine originalgetreue Rekonstruktion. Seit 1987 steht der Wasserturm unter Denkmalschutz.
Da zum Zeitpunkt des Baus das technische System der Wasserbehälter bereits als überholt galt, meldeten sich kritische Stimmen, die forderten, man solle auf die "runde Grabkapelle" verzichten und anstatt eines Denkmals einen modernen Wasserturm bauen.
Andere Bürger der Stadt hingegen waren von dem Bauwerk sehr angetan. In einer Mannheimer Zeitung vom 20. April 1888 äußerte ein unbekannter Mundartdichter in kurpfälzischem Dialekt seine Freude und Bewunderung über den neuen Wasserturm:
Ihr Mannemer, ihr liewe Leit,
Der Mannheimer Mundartdichter Ludwig Levy veröffentlichte 1898 seine "Humoristischen Dichtungen in Pfälzer Mundart" und erklärt dabei das Wort Dorn:
:"Weescht was e Dorn iss? E Dorn iss in Mannem e Thurm, wo manchem e Dorn im Aag iss. Unn so e Dorn iss d'r Mannemer Wasserthurm, s'würdigschte Monument for alle gegewärtige unn zukinftige Wasserdichter".
Von einem "Wasserdorn" spricht auch der Mannheimer Mundartdichter Hanns Glückstein in seinem Gedicht mit dem Titel "Die Weltstadt Mannem":
Aach gege unsern Wasserdorn,
Nachdem der Wasserturm im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, wurde in den 1950er Jahren ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, der einen größeren Wasserturm vorsah Doch auf Grund des starken Widerstands in der Bevölkerung kamen die neuen Pläne nicht zur Ausführung. Und so wurde der Wasserturm in seiner ursprünglichen Gestalt rekonstruiert.
Der Mannheimer Morgen erlaubte sich 50 Jahre später einen Aprilscherz als er meldete:
:"Bulgarischer Verpackungskünstler Christo Javacheff will den Wasserturm in einen Super-Vorhang hüllen".
Weiter hieß es, der weltbekannte Verpackungskünstler Christo wolle "diese sinnlose Attrappe ohne Funktion" einwickeln, verhüllen und kräftig verschnüren. Heute wolle er erst einmal Maß nehmen. Den Wasserturm habe er zufällig auf einer Fahrt nach Heidelberg entdeckt, wo er das Amerikahaus verpackte. Nicht wenige Menschen kamen um 14 Uhr zum Wasserturm. Ein älterer Mann wollte "diesem Christo die Meinung sagen" und ein Galerist wollte Fotos von der Aktion machen.
Mit dem Bau wollte die aufstrebende Stadt technisch und städtebaulich ein Zeichen setzen. Die Gestaltung sollte also außergewöhnlich, imposant und zeitlos schön sein.
Römischer Monumentalstil und neubarocke Elemente bildeten die Grundlagen der Architektur und sind heute Teil der größten zusammenhängenden Anlage des deutschen Jugendstils. Auf dem kegelförmigen, in Teilflächen gegliederten Kupferdach befindet sich eine etwa 3,50 m große Statue aus Kupferblech von Amphitrite, der Gattin des Meeresgottes Poseidon aus der griechischen Mythologie. Das kleine Wasserbecken wird von mehreren Figuren von Nixen und Tritonen aus Bronze verziert. Zentauren aus Stein schmücken das große Wasserbecken.
Bei Dunkelheit bietet die Anlage durch die Beleuchtung des Turmes und der Wasserspiele (an Wochenenden und Feiertagen auch bunt beleuchtet) ein äußerst stimmungsvolles Bild.
Der Friedrichsplatz, auf dem der Turm steht, ist umgeben vom Rosengarten, der Kunsthalle und einigen halbrunden Arkadenbauten.
Die Anlage ist in der Sommerzeit ein beliebter Treffpunkt. Im Winter findet hier auch alljährlich ein Weihnachtsmarkt statt.
Die Anlage um den Wasserturm entstand in den Jahren 1899 bis 1903 nach Plänen des Berliner Architekten Bruno Schmitz als halbkreisförmiger Park. Um den Platz herum führt eine Rondellstraße, an der vier Arkadenhäuser liegen. Der Park selbst liegt rund 2,50 Meter tiefer als die Straße und hat vier Zugänge:
Zwischen den Freitreppen und dem Wasserturm befindet sich eine Kaskade, aus der Wasser in ein großes Wasserbecken läuft. Vom Wasser aus läuft eine Pergola halbkreisförmig in den Park.
Der Turm ist seit dem Jahr 2000 nicht mehr in die allgemeine Wasserversorgung eingebunden.
In früheren Zeiten war es in der Rheinebene notwendig, Wassertürme mit Hochbehältern zu bauen. Diese dienten als Vorratsspeicher für Trinkwasser und sorgten für einen konstanten Wasserdruck im Versorgungsnetz. Durch ein einfaches physikalisches Prinzip (Gesetz der kommunizierenden Röhren) war es möglich, das Wasser in den Hausleitungen auf die gleiche Höhe wie die des Vorratsbehälters im Turm steigen zu lassen. Das Fassungsvermögen des Hängebodenbehälters betrug 2000 Kubikmeter.
Für Wartung und Instandhaltung sorgen die MVV (Mannheimer Verkehrs- und Versorgungsbetriebe). In den 1980er Jahren wurde die Anlage letztmals aufwändig saniert.
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